WAS IST BARBERSHOP?


Kurz und knapp: Barbershop ist die Verbindung aus der Art Chormusik zu arrangieren, aus der Art Chormusik zu singen und aus der Art Chormusik zu präsentieren.

 


Was ist Barbershop-Musik? (Die ausführliche Erklärung)
Barbershop? Wer bei diesem Begriff eher an Föne statt an Töne denkt, liegt nicht falsch. "Barbershops", die amerikanischen Friseur-Salons, waren Ende des 19. Jahrhunderts Orte geselliger Treffen, bei denen sich die Herren die Wartezeit gelegentlich mit spontan improvisierten Gesängen zu vertreiben wussten. Inzwischen ist die Barbershop-Musik in den USA längst ein Teil der amerikanischen Kultur geworden, und vor rund 60 Jahren haben auch die Frauen diese Männer-Domäne für sich erobert. Ursprünglich ein reiner Quartettgesang, griffen bald auch Chöre diesen Gesangstil auf.
Stilistisch wird Barbershop hier zu Lande gerne irgendwo zwischen Jazz und den "Comedian Harmonists" angesiedelt. Den Kern trifft keines von beidem. Barbershop-Gesang ist Obertonmusik in Reinkultur und entsteht durch möglichst genaue Abstimmung von Vokalen, Tonabständen und Lautstärke unter den vier Stimmen. Die speziellen Harmonieregeln und der enge Satz bewirken einen Klangreichtum und ein Volumen, die zu den herausragenden Merkmalen dieser Musik gehören.
Seit der Gründung des ersten hiesigen Barbershopchores, im Jahr 1985, steigt die Zahl der Ensembles Chöre und Quartette in Deutschland kontinuierlich an. Kein Wunder: Mit ihrem satten Sound kann einen diese energiegeladene Musik schon umhauen - vorausgesetzt, sie wird wirklich präzise intoniert, was bei den oft anspruchsvollen Arrangements und komplizierten Stimmführungen nicht immer einfach ist. Barbershop ist A cappella pur und bietet dem Sänger wenig Möglichkeit, sich zu verstecken - nicht mal hinter Notenblättern, denn die sind bei Barbershoppern (zumindest bei Auftritten) verpönt.
Aber verstecken wollen sie sich ohnehin nicht. Denn neben der gesanglichen Qualität wird beim Barbershop Präsentation groß geschrieben, spielen Bewegung, Mimik, der ganze körperliche Ausdruck eine Hauptrolle. Da wird gewippt, gestrahlt und zuweilen auch mal quer über die Bühne getanzt - und das Publikum ist begeistert. Dass die erfrischende Präsentation nicht auf Kosten des musikalischen Niveaus geht, haben viele Barbershop-Chöre und - Quartette immer wieder bewiesen.
Ob man Barbershop gemischt-geschlechtlich singen darf oder nicht, darüber scheiden sich die Geister. Die Überzeugung, nur reine Männer- oder Frauenensembles könnten das von allen Barbershoppern angestrebte Klangvolumen ("expanded sound") durch eng gesetzte Arrangements erreichen, wird nicht von allen geteilt. "Mixed Barbershop" (Männer und Frauen gemeinsam) wird mittlerweile von verschiedenen Gruppen gesungen, und auch BinG! zählt seit einiger Zeit auch  gemischte Barbershop-Ensembles zu seinen Mitgliedern.
Marlies Lübke


Und wie singt man Barbershop?
In der Barbershop - Musik singt der zweite Tenor als Führungsstimme ("Lead") die Melodie. Entsprechend sollte die Stärke der Chorstimmen in etwa nach dem Verhältnis 1:2:3:4 aufgeteilt werden, bezogen auf - in dieser Reihenfolge - Tenor:Bariton:Lead:Bass (so heißen die Stimmen auch in Frauenchören).
Ziel des Barbershop - Gesangs ist ein möglichst kompakter ("close harmony"), obertonreicher Klang ("expanded sound"), der im wesentlichen dadurch erreicht wird, dass untemperiert intoniert wird, die Balance innerhalb der Akkorde beachtet wird und die Vokalfärbung aufeinander abgestimmt werden. Bezogen auf einen Dominant - Septakkord, den typischen Barbershop - Klang, bedeutet Punkt eins zum Bespiel, dass die kleine Septime deutlich tiefer intoniert wird als auf dem Klavier und Punkt zwei, dass die Terz und Septime weniger kräftig gesungen werden als Grundton und Quinte.
Ein spannungsreiches Legato mit weichen Silbenverbindungen, direktem Ansingen der Töne und vorwärtsdrängender Energie ("forward motion") ist wichtig für einen durchfließenden Klang.
Da der Barbershop - Gesang eine - wenn auch kunstvolle - Form der Unterhaltungsmusik ist, soll eine geeignete Präsentation (Gesichtsausdruck, Körperhaltung, Choraufstellung, Kleidung), bei Rhythmus - Stücken gegebenenfalls eine Choreographie, die Wirkung der Musik unterstützen. Notenblätter werden bei der Aufführung nicht verwendet.
Kurt Gerhard, Manfred Adams

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